Mein erster
Wettkampf
Be prepared: am
Freitag war alles fix fertig gepackt. Schon seit zwei Wochen um genau zu sein!
Und ich war sehr froh darüber, denn so kam am Freitag keine Hektik auf.
Zu Mittag übte
ich im Fitnessstudio im großen Spiegelraum noch einmal meine Präsentation. Und
gleich danach war Abfahrt: es geht in die 300km Entfernte Stadt Grafenwörth.
Mein Freund Kevin
übernahm dieses Mal das Steuer, damit ich während der Fahrt meinen Reis essen
konnte, um meine Muskeln für Morgen so füllig wie möglich aussehen zu lassen.
Obwohl wir nur 2
mal über Nacht bleiben, sah es in unserem Kofferraum aus, als würden wir auf
eine Weltreise gehen. Kevin und ich teilten uns einen Koffer für das Hotel, in
dem wir dunkle Bettwäsche, dunkle Handtücher, Jogginganzug und sonstige
Kleidung dabei hatten.
Für den Wettkampf
hatte ich einen extra Trolly dabei, ebenfalls mit Handtüchern, einer
Liegematte, Bikini, Schuhe, Schmuck und einen Seidenmantel zum überwerfen. Und
natürlich jede Menge anderer Kleinigkeiten, wie Terrabänder zum Aufwärmen,
meinen iPod, ein gemütliches Nackenhörnchen und die Wettkampfsfarbe.
In den letzten
Tagen hatte ich eine natürliche Entwässerung gemacht, um unnötige
Wassereinlagerungen unter der Haut loszuwerden. Immerhin soll man ja die
Muskeln auf der Bühne auch gut sehen können! Das ganze hat aber auch seine
negative Seite: am Freitag durfte ich nach 12 Uhr Mittags nichts mehr trinken –
da kamen mir die Kopfschmerzen während der Fahrt natürlich gar nicht zu Gute!
Mit einigen Magnesiumkapseln habe ich aber zum Glück alles in den Griff
bekommen und konnte weiter munter meinen ungesalzenen Reis reinschaufeln. Und
Reis mit ungesalzenem Fisch ist nach so einer strengen Diät schon echtes Gourmet-Essen…
;-)
Der Abend davor
Im Hotel
angekommen ging es gleich an mein tägliches Abend-Rutal der
Wettkampfvorbereitung: das Körperpeeling! Es ist irre wichtig, abgestorbene
Hautschüppchen abzureiben, ansonsten entstehen beim Farbauftrag dunkle Flecken!
Kevin hat mir dann die erste Schicht Farbe aufgetragen – und dafür haben wir
geschlagenen 2 Stunden lang im Badezimmer verbracht! Aber das Ergebnis konnte
sich sehen lassen! Ebenmäßiger hätte man die Farbe wirklich nicht auftragen
können!
Nach 8 Stunden
erholsamen Schlaf und völlig ohne Nervosität, klingelte um 6 Uhr mein Wecker.
Ich war bereit! Und nach einem Blick in den Spiegel staunte ich nicht schlecht:
die Entwässerung hat ihre Wirkung getan! Man sah meinen Sixpack klarer als
jemals zuvor! Meine Haut war dünner als gestern! Der Tag hat wirklich gut
begonnen!
Zum Frühstück gab
es erstmal eine Banane. Die enthalten viel Magnesium und Kalium! Dann machte
ich mich an mein Styling. Die meisten Athletinnen lassen sich professionell
schminken. Ich habe mich aber dazu entschlossen, mein Make-up und meine Frisur
selber zu machen. Dafür habe ich 3 Stunden eingeplant, um jeden möglichen
Fehler noch korrigieren zu können. Es
lief aber alles wie am Schnürchen, so dass ich insgesamt um 2 Stunden zu früh
fertig war. Die Zeit habe ich gemütlich im Wett mit Reiswaffeln und einer Folge
How I met your Mother verbracht.
Es geht los!
Günther, Freund
und Bodybuilder mit Jahrzehnte langer Erfahrung war extra angereist, um mich
gemeinsam mit Kevin zu unterstützen. Im Veranstaltungsgebäude suchten wir uns
ein ruhiges Plätzchen, wo ich meine Matte ausbreitete und mein Lager
einrichtete.
Wir begannen
gleich mit dem zweiten und letzten Farbauftrag, der Kevin wieder so
außerordentlich gut gelungen ist, wie der am Vortag! Günther checkte immer
wieder meine Form und verordnete mir mehr Resiwaffeln zu essen, damit meine
Muskeln einen noch härteren Look bekommen. Danach ging es zur Anmeldung. In
Bikini wurde ich wie alle anderen Athletinnen abgemessen und in die jeweilige
Größenkategorie zugeteilt. Auch die Schuhe und der Bikini wurden von den
Stage-Coaches begutachtet, ob diese auch den Wettkampfregeln der IFBB
entsprechen. Ich gab meinen Anmeldebogen ab und bekam meine Startnummer 36, die
ich mit einer Sicherheitsnadel an der Bikinihose befestigte. Es wurde ein
Startbuch für mich erstellt, in dem alle meine Platzierungen eingetragen
werden. Von Bodycult bekam ich noch ein T-Shirt geschenkt.
Dann hieß es
warten. Nach einem weiteren Formcheck wurden mir nun Reiswaffeln mit Honig
verordnet. Ein absolutes Highlight! Nach 14 Wochen Diät, in der ich gänzlich
auf Zucker verzichtet hatte (auch auf alle Milchprodukte wegen dem Milchzucker
und auf Obst wegen dem Fruchtzucker), ist Honig etwas echt Feines! 3 Packungen
Reiswaffeln und 500g flüssiger Honig habe ich geschlemmt.
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Reiswaffeln mit Honig! |
Showtime!
Es wurde Zeit, um
mich für die Vorentscheidung fertig zu machen: Kevin strich einen hauchdünnen
Ölfilm auf meine bemalte Haut, um einen leichten Glanzlook zu bekommen. In der
Zwischenzeit wärmte ich mich mit meinen Terrabändern auf. Vor dem Auftritt nahm
ich noch einen Schluck flüssiges Magnesium, um Muskelkrämpfe auf der Bühne zu
vermeiden. Bis zu diesem Moment war ich völlig ruhig geblieben, aber jetzt
spürte ich mein Herz bis in den Hals hinauf pochen. Mein erster Auftritt!
Gemeinsam mit
meinen Mittstreiterinnen in der Juniorinnen-Klasse betrat ich nach Reihenfolge
der Startnummern die Bühne. So viele Augenpaare waren nun auf mich gerichtet.
Was für ein aufregendes Gefühl! Lächeln, erinnerte ich mich selbst und
versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu wirken. Zuerst werden von allen
Teilnehmerinnen die Vergleichsposen gemacht, damit sich die Jury einen ersten
Eindruck machen kann. Soweit so gut. Dann werden drei Athletinnen aufgerufen –
und diese drei sind fürs erste einmal (wahrscheinlich!) die Favoritinnen. Wieder das laute Hämmern meines Herzens in
meinem Hals, bis die Startnummer 36 aufgerufen wurde! Das ist doch was! Ich bin
im ersten Aufruf dabei! Ich und die beiden anderen Mädls wurden nocheinmal in
den vier Grundposen verglichen, und danach die restlichen Mädchen. Schließlich
wurden wir von der Bühne gebeten.
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Die ersten Minuten auf der Bühne |
Im Finale war ich
dann zweimal dran: einmal bei den Juniorinnen und ein zweites mal bei den Damen
und 165cm Körpergröße (dort gab es keine Vorentscheidung, wegen geringerer
Teilnehmerzahl). Im Finale hat jeder einen Einzelauftritt, den sogenannten
T-Walk. Man geht auf der Bühne eine T-Form ab und kann die selbst einstudierte
Präsentation zeigen. Bei den Junioren war ich plötzlich noch aufgeregter als in
der Vorentscheidung. Es ist zwar alles gut gegangen, trotzdem war meine
Präsentation etwas zaghaft und vielleicht etwas zu hektisch. Ich hätte mir
ruhig ein paar Sekunden mehr zeitlassen können.
In Runde zwei bei den Damen war ich dann schon sicherer und das Gefühl
war unglaublich, als fremde Leute im Publikum mich plötzlich anfeuerten. Das
fühlte sich so gut an! Und während sich die anderen Präsentierten, stand ich am
Hintergrund der Bühne und musste warten, bis alle Finalistinnen fertig waren.
Leider sind mir auch in dieser Wartezeit einige Fehler passiert, die in meiner
Aufregung um den ersten Wettkampf eben vorkommen können: manchmal habe ich
vergessen zu Lächeln und manchmal habe ich die Körperspannung etwas verloren.
Schade! Trotzdem muss ich sagen, dass ich mit meinem ersten Auftritt zufrieden
war!
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Aufnahmen von meinem T-walk |
Ein Abend mti der Familie
Am Ende des Tages
konnte ich mit 2 Pokalen nach hause fahren – nein, nicht nach hause, sondern
in’s Restaurant! Meine 2 dritten Plätze mussten gefeiert werden, und zwar mit
gutem Essen, denn für die nächsten Stunden war meine Diät auf Eis gelegt! Ich
konnte essen was mir schmeckte und so viel, bis ich mit Bauchschmerzen im Bett
lag.
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nicht auf dem Bild zu sehen: eine Pizza Hawaii und 2 Stück Eispalatischinken |
Ob ich zufrieden
bin? Ja und Nein. Ein Podestplatz am ersten Wettkampf ist schon ein Ding, und
das gleich zwei Mal! Allerdings habe ich kleine Fehler gemacht, die nicht
hätten sein müssen. Jetzt geht es aber wieder zurück in die Diät und ans Üben!
Denn in 2 Wochen steht schon die nächste Meisterschaft auf dem Programm,
nämlich der Internationale Cup in Leoben! Die Konkurrenz wird dort noch viel
viel stärker sein, aber auch ich werde stärker sein als jemals zuvor!
Fotos von: Silvia Schober, IFBB Austria
http://www.ifbb-austria.at/fotogalerie-der-oeabff-ifbb-austria/neulingsmeisterschaft-2015-grafenwoerth-noe.html
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POKALE!!! |
Fotos von: Silvia Schober, IFBB Austria
http://www.ifbb-austria.at/fotogalerie-der-oeabff-ifbb-austria/neulingsmeisterschaft-2015-grafenwoerth-noe.html
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