Freitag, 11. September 2015

Mein erster Wettkampf



Mein erster Wettkampf

Be prepared: am Freitag war alles fix fertig gepackt. Schon seit zwei Wochen um genau zu sein! Und ich war sehr froh darüber, denn so kam am Freitag keine Hektik auf.

Zu Mittag übte ich im Fitnessstudio im großen Spiegelraum noch einmal meine Präsentation. Und gleich danach war Abfahrt: es geht in die 300km Entfernte Stadt Grafenwörth.


Mein Freund Kevin übernahm dieses Mal das Steuer, damit ich während der Fahrt meinen Reis essen konnte, um meine Muskeln für Morgen so füllig wie möglich aussehen zu lassen. 


Obwohl wir nur 2 mal über Nacht bleiben, sah es in unserem Kofferraum aus, als würden wir auf eine Weltreise gehen. Kevin und ich teilten uns einen Koffer für das Hotel, in dem wir dunkle Bettwäsche, dunkle Handtücher, Jogginganzug und sonstige Kleidung dabei hatten.

Für den Wettkampf hatte ich einen extra Trolly dabei, ebenfalls mit Handtüchern, einer Liegematte, Bikini, Schuhe, Schmuck und einen Seidenmantel zum überwerfen. Und natürlich jede Menge anderer Kleinigkeiten, wie Terrabänder zum Aufwärmen, meinen iPod, ein gemütliches Nackenhörnchen und die Wettkampfsfarbe.


In den letzten Tagen hatte ich eine natürliche Entwässerung gemacht, um unnötige Wassereinlagerungen unter der Haut loszuwerden. Immerhin soll man ja die Muskeln auf der Bühne auch gut sehen können! Das ganze hat aber auch seine negative Seite: am Freitag durfte ich nach 12 Uhr Mittags nichts mehr trinken – da kamen mir die Kopfschmerzen während der Fahrt natürlich gar nicht zu Gute! Mit einigen Magnesiumkapseln habe ich aber zum Glück alles in den Griff bekommen und konnte weiter munter meinen ungesalzenen Reis reinschaufeln. Und Reis mit ungesalzenem Fisch ist nach so einer strengen Diät schon echtes Gourmet-Essen… ;-) 

 Der Abend davor


Im Hotel angekommen ging es gleich an mein tägliches Abend-Rutal der Wettkampfvorbereitung: das Körperpeeling! Es ist irre wichtig, abgestorbene Hautschüppchen abzureiben, ansonsten entstehen beim Farbauftrag dunkle Flecken! Kevin hat mir dann die erste Schicht Farbe aufgetragen – und dafür haben wir geschlagenen 2 Stunden lang im Badezimmer verbracht! Aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen! Ebenmäßiger hätte man die Farbe wirklich nicht auftragen können! 


Nach 8 Stunden erholsamen Schlaf und völlig ohne Nervosität, klingelte um 6 Uhr mein Wecker. Ich war bereit! Und nach einem Blick in den Spiegel staunte ich nicht schlecht: die Entwässerung hat ihre Wirkung getan! Man sah meinen Sixpack klarer als jemals zuvor! Meine Haut war dünner als gestern! Der Tag hat wirklich gut begonnen!


Zum Frühstück gab es erstmal eine Banane. Die enthalten viel Magnesium und Kalium! Dann machte ich mich an mein Styling. Die meisten Athletinnen lassen sich professionell schminken. Ich habe mich aber dazu entschlossen, mein Make-up und meine Frisur selber zu machen. Dafür habe ich 3 Stunden eingeplant, um jeden möglichen Fehler noch korrigieren  zu können. Es lief aber alles wie am Schnürchen, so dass ich insgesamt um 2 Stunden zu früh fertig war. Die Zeit habe ich gemütlich im Wett mit Reiswaffeln und einer Folge How I met your Mother verbracht. 


Es geht los!


Günther, Freund und Bodybuilder mit Jahrzehnte langer Erfahrung war extra angereist, um mich gemeinsam mit Kevin zu unterstützen. Im Veranstaltungsgebäude suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen, wo ich meine Matte ausbreitete und mein Lager einrichtete.

Wir begannen gleich mit dem zweiten und letzten Farbauftrag, der Kevin wieder so außerordentlich gut gelungen ist, wie der am Vortag! Günther checkte immer wieder meine Form und verordnete mir mehr Resiwaffeln zu essen, damit meine Muskeln einen noch härteren Look bekommen. Danach ging es zur Anmeldung. In Bikini wurde ich wie alle anderen Athletinnen abgemessen und in die jeweilige Größenkategorie zugeteilt. Auch die Schuhe und der Bikini wurden von den Stage-Coaches begutachtet, ob diese auch den Wettkampfregeln der IFBB entsprechen. Ich gab meinen Anmeldebogen ab und bekam meine Startnummer 36, die ich mit einer Sicherheitsnadel an der Bikinihose befestigte. Es wurde ein Startbuch für mich erstellt, in dem alle meine Platzierungen eingetragen werden. Von Bodycult bekam ich noch ein T-Shirt geschenkt. 

Mit meinem Freund Kevin bei der Abwaage


Dann hieß es warten. Nach einem weiteren Formcheck wurden mir nun Reiswaffeln mit Honig verordnet. Ein absolutes Highlight! Nach 14 Wochen Diät, in der ich gänzlich auf Zucker verzichtet hatte (auch auf alle Milchprodukte wegen dem Milchzucker und auf Obst wegen dem Fruchtzucker), ist Honig etwas echt Feines! 3 Packungen Reiswaffeln und 500g flüssiger Honig habe ich geschlemmt. 

Reiswaffeln mit Honig!

Showtime! 


Es wurde Zeit, um mich für die Vorentscheidung fertig zu machen: Kevin strich einen hauchdünnen Ölfilm auf meine bemalte Haut, um einen leichten Glanzlook zu bekommen. In der Zwischenzeit wärmte ich mich mit meinen Terrabändern auf. Vor dem Auftritt nahm ich noch einen Schluck flüssiges Magnesium, um Muskelkrämpfe auf der Bühne zu vermeiden. Bis zu diesem Moment war ich völlig ruhig geblieben, aber jetzt spürte ich mein Herz bis in den Hals hinauf pochen. Mein erster Auftritt!


Gemeinsam mit meinen Mittstreiterinnen in der Juniorinnen-Klasse betrat ich nach Reihenfolge der Startnummern die Bühne. So viele Augenpaare waren nun auf mich gerichtet. Was für ein aufregendes Gefühl! Lächeln, erinnerte ich mich selbst und versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu wirken. Zuerst werden von allen Teilnehmerinnen die Vergleichsposen gemacht, damit sich die Jury einen ersten Eindruck machen kann. Soweit so gut. Dann werden drei Athletinnen aufgerufen – und diese drei sind fürs erste einmal (wahrscheinlich!) die Favoritinnen.  Wieder das laute Hämmern meines Herzens in meinem Hals, bis die Startnummer 36 aufgerufen wurde! Das ist doch was! Ich bin im ersten Aufruf dabei! Ich und die beiden anderen Mädls wurden nocheinmal in den vier Grundposen verglichen, und danach die restlichen Mädchen. Schließlich wurden wir von der Bühne gebeten. 

Die ersten Minuten auf der Bühne

Ich stehe im Finale!

Mein Glücksschweinchen und ich
Im Finale war ich dann zweimal dran: einmal bei den Juniorinnen und ein zweites mal bei den Damen und 165cm Körpergröße (dort gab es keine Vorentscheidung, wegen geringerer Teilnehmerzahl). Im Finale hat jeder einen Einzelauftritt, den sogenannten T-Walk. Man geht auf der Bühne eine T-Form ab und kann die selbst einstudierte Präsentation zeigen. Bei den Junioren war ich plötzlich noch aufgeregter als in der Vorentscheidung. Es ist zwar alles gut gegangen, trotzdem war meine Präsentation etwas zaghaft und vielleicht etwas zu hektisch. Ich hätte mir ruhig ein paar Sekunden mehr zeitlassen können.  In Runde zwei bei den Damen war ich dann schon sicherer und das Gefühl war unglaublich, als fremde Leute im Publikum mich plötzlich anfeuerten. Das fühlte sich so gut an! Und während sich die anderen Präsentierten, stand ich am Hintergrund der Bühne und musste warten, bis alle Finalistinnen fertig waren. Leider sind mir auch in dieser Wartezeit einige Fehler passiert, die in meiner Aufregung um den ersten Wettkampf eben vorkommen können: manchmal habe ich vergessen zu Lächeln und manchmal habe ich die Körperspannung etwas verloren. Schade! Trotzdem muss ich sagen, dass ich mit meinem ersten Auftritt zufrieden war!


Aufnahmen von meinem T-walk

Ein Abend mti der Familie


Am Ende des Tages konnte ich mit 2 Pokalen nach hause fahren – nein, nicht nach hause, sondern in’s Restaurant! Meine 2 dritten Plätze mussten gefeiert werden, und zwar mit gutem Essen, denn für die nächsten Stunden war meine Diät auf Eis gelegt! Ich konnte essen was mir schmeckte und so viel, bis ich mit Bauchschmerzen im Bett lag.

nicht auf dem Bild zu sehen: eine Pizza Hawaii und 2 Stück Eispalatischinken


Ob ich zufrieden bin? Ja und Nein. Ein Podestplatz am ersten Wettkampf ist schon ein Ding, und das gleich zwei Mal! Allerdings habe ich kleine Fehler gemacht, die nicht hätten sein müssen. Jetzt geht es aber wieder zurück in die Diät und ans Üben! Denn in 2 Wochen steht schon die nächste Meisterschaft auf dem Programm, nämlich der Internationale Cup in Leoben! Die Konkurrenz wird dort noch viel viel stärker sein, aber auch ich werde stärker sein als jemals zuvor! 

POKALE!!!


Fotos von: Silvia Schober,  IFBB Austria 

http://www.ifbb-austria.at/fotogalerie-der-oeabff-ifbb-austria/neulingsmeisterschaft-2015-grafenwoerth-noe.html